Achtung, der Artikel spoilert die komplette Staffel 8!
Das war es nun also. Acht Staffeln lang haben wir mit den Helden und Schurken aus Westeros mitgefiebert, mitgelitten, mitgehasst. Mit der sechsten Episode der stark verkürzten achten Staffel ist es nun vorbei. Die Saga hat ihr Ende gefunden.
Das Ende der Serie basiert nicht mehr auf den Büchern des Autors George R. R. Martin, der schreibt immer noch am "echten" Ende seiner epischen Buchreihe. So mussten sich die Autoren der Serie - sicher nicht ohne Unterstützung von George - ein eigenes Ende überlegen, bevor die Kosten und Wetterprobleme allzu groß wurden.
Pulver verschossen
Die Staffel bot in relativ kurzer Zeit schon viel bombastisches. In Episode 3 fand die epische Endschlacht gegen den Nachtkönig statt, der am Ende relativ unspektakulär von "Ein-Mädchen-hat-keinen-Namen"-Arya mit dem Messer erdolcht wird. Trotzdem große Episode, die Eindruck auf mich gemacht hat.
Nach einer Zwischenepisode mit kurzer Atempause folgte dann in Episode 5 die zweite große Schlacht der Staffel, in der Königsmund von Daenerys und Drogon völlig überflüssig nach eigentlich schon gewonnenem Kampf dem Erdboden gleich gemacht wurde. Oberbösewichtin Cersei stirbt nicht in der Schlacht, sondern wird ziemlich versöhnlich zusammen mit ihrem Geliebten/Bruder von einer einstürzenden Kellerdecke erschlagen. Na ja.
So sind zu Beginn der finalen Episode also nur noch "die Guten" übrig, von denen eine leider leichte Züge von Irrsinn zeigt.
Asche oder Schnee
Zu Beginn der der Folge stapfen alle erstmal traurig durch - ja was ist das eigentlich - Asche- bzw. Schneeregen durch das komplett zerstörte Königsmund. Tyrion findet seine toten Geschwister und hat jetzt endgültig von seiner Königin die Nase voll. Diese erklärt ihrer versammelten Armee aus Dotraki und Unbefleckten, dass sie das Massaker von Königsmund gern in ganz Westeros wiederholen möchte, um alle Menschen von ihrer Last zu befreien. Dank des begnadeten Spiels von Emilia Clark sieht man in ihr immer noch das unschuldige Mädchen, das fest daran glaubt, das Richtige zu tun. Tyrion wirft ihr bei dieser Gelegenheit seinen Job als Hand buchstäblich vor die Füße und wird natürlich prompt verhaftet, sein Schicksal scheint besiegelt.
Der Drache ist der Checker
Jon Schnee steht bis jetzt eher unbeteiligt mit Leidensmiene in der Gegend herum. Beim Besuch bei Tyrion in seinem Gefängnis redet dieser ihm nocheinmal eindringlich ins Gewissen, dass man dem Treiben der irren Königin ein endgültiges Ende setzen muss. Mit dem Wissen um Tyrions Charakter muss man sich hier allerdings fragen, ob er hierin nicht auch seine letzte Chance sieht, dem sicheren Tod zu entkommen.
Jon macht sich also auf den Weg zu Dany, die gerade den eisernen Thron bewurdert, der im zerstörten Thronsaal unbeschädigt überdauert hat. Am Eingang zum Saal regt sich plötzlich ein vermeintlicher Schee/Ascheberg und entpuppt sich als zusammengerollter Drogon. Dieser schnuppert kurz an Jon und lässt ihn, da er ja zur Familie gehört, ungehindert passieren. Eine sehr coole Szene, die ich sehr gefeiert habe.
Machen wir es kurz, Smalltalk, Kuss, Messerstich und die Mutter der Drachen haucht ihr Leben aus, mit diesem unglaublich unschuldigen Augen, die gar nicht verstehen können, warum so etwas gerade mit ihr passiert. Auftritt Drogon. Er rastet komplett aus, wir verabschieden uns schonmal gedanklich von Jon Schnee, aber der Drachen ist viel gescheiter als alle anderen in Westeros. Mit einem gezielten Feuerstrahl verflüssigt er den eisernen Thron. Eine Szene mit unendlich viel Pathos und Symbolträchtigkeit, die aber ob der Tatsache, dass hier ein wildes Tier plötzlich den ultimativen Durchblick hat, fast schon etwas lächerlich auf mich wirkte.
Drogon schnappt sich danach noch Mamas Leiche und macht den Abflug, Klappe, Szenenende.
28 Weeks later
Tyrion erwacht von Schritten und wird aus seinem Arrestzimmer abgeholt. Er wird von Grauer Wurm zum Versammlungsplatz gebracht, den wir schon aus früheren Staffeln kennen. Erst jetzt erkennen wir, dass wohl einige Zeit vergangen ist. Alle noch übrigen Ladies und Lords von Westeros sind versammelt. Jon Schnee ist Gefangener von Grauer Wurm, der ihn natürlich gern tot sehen möchte. Da sind die Stark-Geschwister Sansa, Arya und Brandon natürlich nicht mit einverstanden. Es wird ein wenig hin und her verhandelt und schließlich schlägt Tyrion, der eigentlich nichts sagen darf, vor, doch einfach mal schnell einen neuen König zu wählen, der dann über sein und Jons Schicksal entscheiden soll. Der kurze Versuch von Samwell Tarly, aus Westeros eine Demokratie zu machen, wird kichernd verworfen. Wiederum ist es Tyrion der vorschlägt, Brandon (!) zum König zu machen. Echt jetzt? Und weil der ja keine Kinder bekommen kann, legt er dann auch gleich noch fest, dass der König in Zukunft immer gewählt wird. Und natürlich stimmen alle bisher zerstrittenen, rachsüchtigen und intriganten Ladies und Lords von Westeros sofort einstimmig zu. Ernsthaft? Nein, natürlich gibt es eine Quertreiberin. Sansa will ihre Rolle als große Chefin im Norden nicht mehr missen und verkündet die Unabhängigkeit der Königreichs des Nordens. Das wird mit einem kurzen zuzwinkern vom neuen König und Bruder ohne Murren von allen anderen akzeptiert. Ok.
Abschiede
Und der Rest? Viel Tränen, weil man sich ja nie mehr wiedersehen kann. Dabei gehen die Reisen durch Westeros ja in den letzten beiden Staffeln problemlos und schnell vonstatten. Ein kurzer Ritt von Königsmund bis hinter die große Mauer ist ja kein Problem mehr. Egal.
Jon Schnee wird zur Nachtwache geschickt, knuddelt dort kurz den weißen Schattenwolf und geht mit den Wildlingen und unveränderter Leidensmiene nach "Jenseits der Mauer".
Tyrion wird widerwillig (hihi) die Hand von König Brandon. In der Versammlung der Meister wird diskutiert, ob man lieber Bordelle oder Kriegsschiffe bauen soll und König Brandon versucht lieber, mittels Geisterrabe zu schauen, wo Drogon sich so herumtreibt. Hier wird Game of Thrones plötzlich zur Komödie.
Sansa wird zur Königin des Nordens gekrönt, nachdem sie schicke neue Klamotten angezogen hat.
Arya fährt mit einem Schiff ins Blaue und lächelt.
Ende.
Epilog statt großem Finale
Insgesamt fühlte sich das Staffelfinale von Game of Thrones eher wie ein Epilog an. Spätestens nach dem Tod von Daenerys passiert nichts spannendes mehr. Wir erleben mit, wie eigentlich für alle unsere Lieblingscharaktere alles gut wird. Jeder findet letztendlich seine Bestimmung obgleich Jon natürlich für immer damit leben muss, die große Liebe seines Lebens getötet zu haben. Viele Fans haben sich sicher mehr Überraschungen und noch den ein oder anderen Knalleffekt für die letzte Folge versprochen, das ist aber ausgeblieben.
Das letztendlich Brandon als unwahrscheinlichster Kandidat zum König wird, ist im allgemeinen "alles wird gut" fast schon nebensächlich.
Ich kann mit dem Ausgang der Serie gut leben. Auch ich hätte mir für die letzte Folge noch ein paar Überraschungen und etwas mehr Spannung gewünscht. Letztlich habe ich es aber schon genossen, wie die Geschichten aller Figuren letztlich zu Ende erzählt wurden. Mal schauen, ob George es endlich schafft, das Buch zu beenden und wie er das ganze zu Ende bringt.
Dracarys.