Normalerweise vergeht ja kein Jahr, ohne dass mindestens einmal die Blogs tot gesagt werden. Diesmal ist es Google+, das den Blog den endgültigen Todesstoß versetzen soll. Die ersten Blogger verlassen fluchtartig Ihre Blog-Plattformen und verkünden, dass Sie jetzt nur noch bei Google+ veröffentlichen, wo man unbegrenzt lange Texte posten kann und das Kommentieren und "PlusEinsen" von Artikeln superschnell, einfach und dynamisch funktioniert. Also wozu noch ein eigenes Blog betreiben?
Die Debatte hierüber geht zur Zeit durch die deutsche Bloglandschaft:
Robert analysiert wie immer routiniert den Sinn und Zweck von Blogs in der heutigen Social Media Landschaft. Herr Larbig sieht "Perspektiven für die Blogdebatten" und Heiko hält ein "Plädoyer für Blogs".
Ein Aspekt fehlt mir bisher in der Blogdebatte. Soziale Netze können sehr gut Menschen vernetzen (Facebook, Google+), Nachrichten schnell verbreiten (Twitter, auch Google+) und ermöglichen schnelle und dynamische Kommunikation und Diskussion. Soziale Netze verbinden Menschen und transportieren Nachrichten. Aber vernetzen Sie auch Nachrichten?
Hier sehe ich einen klaren Vorteil von Blogs, und zwar durch die Trackback- bzw. Pingback-Technologie. Ein Artikel, der entsprechend auf andere Blog bezug nimmt und diese verlinkt, erscheint normalerweise bei den verlinkten Artikeln als Trackback in den Kommentaren. Hierdurch hat der Leser die Möglichkeit, andere Artikel zur gleichen Thematik zu finden und sich so (hoffentlich) durch eine große Vielfalt von Meinungen und Aspekten zu einer Thematik zu klicken.
Natürlich kann man auch bei Google+ oder Facebook zu einem Thema quasi einen anderen Aspekt oder eine andere Sichtweite über die Kommentarfunktion beisteuern. Diese Kommentare gehen aber im Stream irgendwann unter. Außerdem werden Kommentare nicht nur unter einem Post veröffentlicht, sondern auch bei anderen Postern, die einen Link retweeten, teilen oder zitieren. Somit ist ein Blogartikel immer noch ein zentraler Sammelpunkt für Kommetare und Links zu anderen Inhalten, die sich mit dem gleichen Thema beschäftigen.
Um aktuelle Nachrichten und die neuesten Hypes im Internet mit zu bekommen, ist der Stream der sozialen Netze oder Twitter bestens geeignet. Was im Netz oder in der Welt gerade Trendy ist, bekomme ich auf dem Silbertablett serviert. Allerdings sind diese Nachrichten und die Reaktionen darauf flüchtig und schon nach wenigen Tagen nicht mehr so einfach nachzuvollziehen. Ideal wäre natürlich, wenn man die Reaktionen und Kommentare in den sozialen Netzwerken auch zentral beim jeweiligen Blogartikel sammeln würde, hier muss Blogsoftware noch bessere Funktionen anbieten.
Die dauerhafte und nachhaltige Vernetzung von Inhalten funktioniert meines Erachtens nach noch nicht in den sozialen Netzwerken, sondern immer noch am besten in unseren Blogs, umso besser, je mehr wir uns untereinander verlinken. Und so beende ich diesen Blogeintrag auch mit einem etwas älteren Link auf den Artikel von Anil Dash: "If you didn't blog it, it didn't happen".